| Patrick Baur | Aktuell

10 ergonomische No-Gos fürs Büro

Im Nachhinein ist man immer schlauer. Besser, Sie lernen rechtzeitig, wie Sie Ihre Büroeinrichtung optimal gestalten – damit Sie für Ihre Mitarbeitenden das bestmögliche Arbeitsumfeld schaffen. MeFirst verrät Ihnen zehn ergonomische No-Gos.

1️⃣ Einen (zu starren) Standard für alle Mitarbeiter festlegen!

In einer Büroeinrichtung sind Standards wichtig, insbesondere in grossen Unternehmen. Es ist jedoch auch wichtig, dass die Einrichtung an den Menschen angepasst wird, um zu verhindern, dass der Mensch sich an die Umgebung anpasst und dadurch Haltungsbeschwerden entwickelt. Tische, Stühle, Leuchten und Monitore lassen sich in der Regel gut an die Bedürfnisse anpassen.

Bei speziellen Anatomien von Mitarbeitern (Körpergrösse, Gewicht) oder bei körperlichen Beschwerden wie Bandscheibenproblemen können jedoch Sonderlösungen erforderlich sein. Zum Beispiel können bei Bürostühlen höhere Gasfederlifte für sehr grosse Personen oder Mechaniken mit stärkerem Anpressdruck der Rückenlehne bestellt werden. Auch ein spezielles Stuhlmodell kann helfen, dass Mitarbeiter trotz Beschwerden besser durch den Arbeitstag kommt.

Flexible Standards sollten angewendet werden, um die Bedürfnisse aller Mitarbeiter zu berücksichtigen.


2️⃣ Produkte ohne begleitendes Know-How!

Das Ergonomie-Verständnis bei Mitarbeitern ist im Allgemeinen nicht sehr entwickelt. Wir erleben oft, dass «Stuhl-Be-Sitzer» die Funktionen des Stuhls und die passenden Einstellungen nicht kennen.

Als verantwortliche Person im Unternehmen können Sie hier einen grossen Beitrag leisten. Sei das mit Arbeitsplatzabklärungen, Informationsbroschüren, Online-Hilfsmitteln oder Ergonomie-Workshops.

Neben den Produkten sind die Einstellungen, aber auch die Sensibilisierung und das Verhalten der Mitarbeiter zentral, damit Ihre Teams körperlich fit und damit auch mental fitter bei der Bildschirmarbeit sind.


3️⃣ Am falschen Ort sparen!

Oft sind bei der Beschaffung von Büromöbeln und -geräten Kosten ein zentrales Thema. Doch am falschen Ende zu sparen, kann sich langfristig negativ auf die Gesundheit und Leistungsfähigkeit der Mitarbeiter auswirken.

1. Ein klassisches Beispiel ist der Kauf von Bürostühlen ohne Sitztiefenverstellung. Die Tiefe der Sitzfläche sollte sich bei Bürostühlen anpassen lassen, um eine optimale Sitzposition zu ermöglichen (zum Teil um 10 cm). Eine zu lange Sitzfläche führt dazu, dass Personen mit kurzen Oberschenkeln ihre Rückenlehne nicht nutzen können, um eine im Rücken gestützte, entlastete Sitzhaltung zu erreichen.

2. Auch Sitz-Stehtische mit zu kleinem Verstellbereich können zu Problemen führen, vor allem bei kleinen oder grossen Personen. Der Kauf solcher Tische führt oft dazu, dass ein beträchtlicher Teil der Belegschaft im Sitzen nicht bequem arbeiten kann.


4️⃣ Sitz-Stehtische kaufen, die niemand nutzt!

Die Anschaffung von Sitz-Stehtischen ist eine sehr, sehr sinnvolle Investition in die Gesundheit und das Wohlbefinden der Mitarbeiter. Per Knopfdruck lässt es sich im Sitzen auf der idealen Höhe am Bildschirm arbeiten. 

Leider berichten Unternehmen oft, dass die neuen Sitz-Stehtische kaum für das Arbeiten im Stehen genutzt werden. Um das zu ändern, ist es wichtig, dass die Mitarbeiter lernen, wie sie die Tische effektiv nutzen können und welche Anteile von Sitzen und Stehen empfohlen werden. Eine kurze Schulung oder Info-Broschüre kann hierbei eine wertvolle Unterstützung sein.

Beachten Sie auch die Bürokultur und das Bürolayout. Mitarbeiter fühlen sich möglicherweise anfangs etwas «ausgestellt», wenn sie im Stehen arbeiten und die Einführung der Tische beeinflusst indirekt auch die Akustik im Büro. Sichtschutzwände an den Tischen sorgen für mehr Privatsphäre und lenken den Schall zur Decke um.  

Die Position und Stamm-Höhe der Stehleuchten: Wenn die Leuchte zu nah am stehenden Mitarbeiter oder Bildschirm ist, blendet das und wirkt störend. 

Auch IT-Verantwortliche können dazu beitragen, dass die Sitz-Stehtische genutzt werden. Ein ordentliches Kabelmanagement mit vertikalen Kabelraupen und Kabelwanne verhindert einen Kabelsalat: «Bei uns lässt sich keiner der Tische noch bis zur Stehhöhe hochfahren – da ist überall nur Salat.»


5️⃣ Wir lieben Veränderungen (die wir selbst wählen)!

Veränderungen sind oft nicht einfach und Menschen reagieren selten positiv auf Fremdbestimmung. Veränderungen (Change) im Büro können neue Möbel-Standards, Layoutanpassungen oder der Wechsel zu Desk-Sharing sein.

In solchen Fällen ist es von Vorteil, die Mitarbeiter frühzeitig einzubeziehen und zu informieren, um die Akzeptanz zu erhöhen und die Stimmung im Unternehmen positiv zu beeinflussen. Je nach Firmenkultur und Tragweite der Veränderungen kann es auch von Vorteil sein, ein professionelles Change-Management einzusetzen.


6️⃣ Zu dritt? Besser zu viert!

In Sachen Arbeitsplatz-Layout empfehlen wir aus ergonomischer Sicht eher 4er-Blöcke als 3er-Blöcke (siehe Bild). Zwar gibt es Ausnahmen, in denen ein 3er-Block durchaus eine Lösung sein kann, aber insgesamt sind 4er-Blöcke meist die bessere Wahl.

layout_office

Die dritte Person sitzt mit dem Rücken zum Korridor oder zur Tür und wird vom Gegenlicht des Fensters* geblendet.  Sie blickt ausserdem seitlich auf die Profile der Kollegen, die sich dadurch beobachtet fühlen. 

* Bildschirme direkt vor Fenstern positioniert sind übrigens ein zusätzliches elftes 💯% No-Go.

Deshalb empfehlen wir eher 4er-Blöcke, die oft ähnlich viel Platz benötigen wie 3er-Blöcke, aber bessere Bedingungen für alle Kollegen bieten.


7️⃣  Mein Notebook ist auch ein Monitor!

Wer täglich über mehrere Stunden Bildschirmarbeit leistet, sollte dafür nicht auf einen externen Monitor sowie Maus und Tastatur verzichten. Natürlich sind Notebooks in der modernen Arbeitswelt unverzichtbar geworden. Sie ermöglichen es, bequem zwischen Home-Office und Arbeitsplatz zu wechseln. Die feste Verbindung von Tastatur und (oftmals) kleinem Bildschirm bei Notebooks kann jedoch zu Verspannungen und Haltungsproblemen führen  in vornübergebeugter Haltung, mit Rundrücken und Kopf im Nacken. Das Tückische an Haltungsschäden ist, dass sie sich schleichend und unbemerkt entwickeln. 

No-Go: Kürzlich haben wir von einer Abteilung erfahren, die auf Desk-Sharing umgestellt und die Notebook-Lösung als Standard eingeführt hatte. Mitarbeiter leisten hier 6+ Stunden täglich Bildschirmarbeit direkt am kleinen Notebook.

Yes-Go: Portables Notebook, Dockingstation oder USB Type-C, externer Bildschirm sowie passende Maus und Tastatur. 


8️⃣: K(r)ampf-Maus und anderes Werkzeug.

Die Ergonomie als Wissenschaft beschäftigt sich mit dem Menschen und der Arbeit. Neben Gesundheit und Wohlbefinden ist auch die Produktivität ein wichtiger Aspekt. 

Beim Arbeiten am Computer werden die Eingabegeräte in vielen Unternehmen noch immer zulasten der Produktivität vernachlässigt. Ein grosser Teil der Arbeitsplätze wird noch immer mit den Gratis-Mäusen und -Tastaturen der Computer-Hersteller ausgestattet. 

Dabei liegen die Vorteile von passendem Equipment auf der Hand. Mit einer hochwertigen, zur Handgrösse passenden Maus und einer leichtgängigen Tastatur lässt es sich bequemer und effizienter arbeiten.

Auch Kompakttastaturen (Tastaturen ohne den Zahlenblock) haben sich mittlerweile etabliert. Als MeFirst vor 17 Jahren mit dem niederländischen Hersteller BakkerElkhuizen die erste Kompakttastatur im Schweizer Layout lancierte, gab es noch kaum Alternativen. Heute bieten alle grossen Hersteller die «kurzen» Tastaturen an – das ist gut so! Denn wer den Zahlenblock kaum verwendet, entlastet merklich den rechten Mausarm durch die entspanntere Armhaltung.


9️⃣ Akustik? Da hör' ich gar nicht hin!

Büros ohne lärmoptimierte Raumakustik? Lieber nicht! Gerade in modernen Büroräumen mit hohem Anteil an harten Oberflächen wie Beton und Glas sollte einer guten Akustik Bedeutung geschenkt werden.

Die «Disziplin» der Akustik ist jedoch weitaus komplexer, als viele vermuten. Verschiedene Faktoren entscheidend, darunter die Anzahl der Schallquellen (Personendichte), die Nachhallzeit des Raumes. Mithilfe von Absorptionsmassnahmen, Schallumlenkung und -schirmen kann die Akustik entsprechend optimiert werden.

Auch Verhaltensregeln und technisches Equipment wie Headsets sind wichtige Faktoren, um Lärmschwierigkeiten zu lösen. MeFirst misst mit Messanlagen die Nachhallzeit in den Sprach-relevanten Frequenzen und berechnet darauf basierend die notwendigen Absorptionsflächen. 


🔟 Einfach mal planlos eingerichtet!

Selbst in einem kleinen Start-up sollte die Planung der Büroflächen nicht vernachlässigt werden. Obwohl es verlockend ist, Arbeitsplätze einfach an einer beliebigen Stelle im Raum zu platzieren, kann eine sinnvolle Planung langfristig zu einer effizienteren Arbeitsumgebung führen. 

Ein Einrichtungskonzept und eine Büroplanung ...

bestimmt den Look-and-feel (Farb- und Materialwahl),
gliedert und zoniert die Raumnutzung, 
legt Besprechungsräume und Kommunikationszonen fest,
berücksichtigt Licht und Akustik,
optimiert die Arbeitsorganisation und Ablage,
sorgt für eine gute Ergonomie der Arbeitsplätze.

Bei MeFirst beginnt jedes Konzept mit einer Analyse: Wir klären die Bedürfnisse des Unternehmens, der Teams sowie der räumlichen Gegebenheiten. Durch engen Austausch mit unseren Kunden erarbeiten wir massgeschneiderte Lösungen.

Dabei berücksichtigen wir Funktionalität, Design, Kosten und weitere Aspekte. Wir gestalten dabei nicht nur Ihr Büro von morgen – sondern wir unterstützen Sie auch bei internen Organisations-Abläufen und Kommunikationsprozessen. Durch die Verwendung von 3D-Visualisierungen erleben und prüfen Sie verschiedene Varianten und finden die passende Einrichtung.

Zusammengefasst in zehn «Please do …»
  1. Stellen Sie sicher, dass Büromöbel und -geräte an die Bedürfnisse und Anatomie der Mitarbeiter angepasst sind.

  2. Sorgen Sie für Schulungen und Informationsmaterialien, um sicherzustellen, dass Mitarbeiter die Funktionen und Einstellungen von ergonomischen Produkten verstehen.

  3. Sparen Sie nicht am falschen Ende, um langfristige negative Auswirkungen auf die Gesundheit der Mitarbeiter zu vermeiden.

  4. Stellen Sie sicher, dass Sitz-Stehtische effektiv genutzt werden, indem Sie Schulungen und Informationsmaterialien bereitstellen und die Bürokultur und das Bürolayout berücksichtigen.

  5. Beziehen Sie Mitarbeiter frühzeitig in Veränderungen im Büro ein, um die Akzeptanz zu erhöhen und die Stimmung im Unternehmen positiv zu beeinflussen.

  6. Verwenden Sie für Arbeitsplatz-Layouts 4er-Blöcke, um für alle Mitarbeiter bessere Arbeitsbedingungen zu schaffen.

  7. Vermeiden Sie die ausschliessliche Nutzung von Notebooks für längere Bildschirmarbeitszeiten und investieren Sie in externe Monitore und Eingabegeräte.

  8. Stellen Sie sicher, dass die Eingabegeräte (Maus, Tastatur) für die Mitarbeiter geeignet und von hoher Qualität sind.

  9. Berücksichtigen Sie die Raumakustik und ergreifen Sie Massnahmen wie Absorption und Schallumlenkung, um Lärmschwierigkeiten zu lösen.

  10. Nehmen Sie die Büroplanung ernst und sorgen Sie für ein sinnvolles Einrichtungskonzept, um eine effizientere Arbeitsumgebung zu schaffen. 

 

 

 

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